„Sogenannter Journalismus: Die mediale Darstellung von Fußballfans“

Am Mittwoch, den 28.11.2012 lädt das Lernzentrum Rostock zur Abendveranstaltung in den Presseraum des Ostseestadions ein. Durch den Abend führt Andrej Reisin. Er lebt in Hamburg als Freier Journalist und arbeitet hauptsächlich für den Norddeutschen Rundfunk (NDR). Außerdem ist er einer der Herausgeber des Weblogs publikative.org.

Einlass: ab 19:00 Uhr über den Eingang West
Beginn: 19:30 Uhr
Ort: Presseraum des Ostseestadions
Kostenfreie Veranstaltung

Es gibt ein erstaunliches Missverhältnis bei der Berichterstattung über Fußballfans: Bei nahezu keinem anderen Thema unterscheiden sich das Erleben der vielen Beteiligten und die mediale Repräsentation der Ereignisse derart eklatant.

Zwar bevölkern jede Woche ganze Hundertschaften von Sportreportern die Pressetribünen der Bundesliga-Arenen, aber nur eine Handvoll hat jemals den Versuch unternommen, tiefer in die Fan(Sub-)kultur einzutauchen oder auch nur in teilnehmender Beobachtung eine Auswärtsfahrt zu einem Risikospiel mitzumachen und damit die andere Seite der VIP-Logen, Haupttribünen, Presseparkplätze und Polizeiketten kennenzulernen. Genau das aber wäre die eigentliche journalistische Aufgabe – wenn man denn schon seine Berichterstattung aufgrund bestimmter Ereignisse vom Spiel auf die Ränge verlagern muss.

 

So kommt häufig ein einseitiges Bild zustande, was aber gleichzeitig beiderseitige Vorurteile und Feindbilder bestätigt: „Chaoten und Gewalttäter“ auf der einen, „sensationsgeile Ahnungslose“ auf der anderen Seite. Viele Fans, insbesondere Ultras, sehen „die Medien“ mittlerweile sehr stark als Feindbild, ähnlich wie „die Polizei“. Doch der Kampf um die öffentliche Meinung wird niemals zu gewinnen sein, wenn man pauschal alle Medien attackiert – und damit jede Chance aufgibt, selbst an der eigenen Außendarstellung mitzuwirken.

Vortrag und Diskussion sollen vermitteln, wie „Realität“ entsteht, wie Medien arbeiten – und auch wieso Journalismus häufig von so niederschmetternder Qualität ist. Gleichzeitig soll aber auch eine Diskussion darüber stattfinden, was für einen Journalismus Fans und insbesondere Ultras sich eigentlich wünschen? Einen informierten? Einen fairen? Einen wohlwollenden? Einen unkritischen? Gar keinen? Und vor allem: Deckt sich die Vorstellung von Berichterstattung über Fußball mit derjenigen, die man über andere Themen gerne hätte?

Mit sportlichem Gruß
Fanprojekt Rostock