Die Bundesarbeitsgemeinschaft der Fanprojekte (BAG) hat sich auf ihrer Jahrestagung vom 04. – 06. September 2012 in Karlsruhe u.a. intensiv mit den Auswirkungen der Sicherheitskonferenz von Bundesinnenminister Friedrich mit den Spitzen des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) und der Deutschen Fußball Liga GmbH (DFL) am 17.Juli 2012 beschäftigt.
Die BAG ist erfreut über die Ausweitung der finanziellen Förderung von Fanprojekten der Jugendsozialarbeit durch DFB und DFL. Die erhöhten Zuwendungen des Fußballs dürfen jedoch unter keinen Umständen zu Kürzungen seitens der öffentlichen Hand führen, sondern müssen vielmehr zu einer finanziellen Verbesserung der Fanprojektarbeit unabhängig von der Ligazugehörigkeit beitragen.
Aus Sicht der BAG ist das Festhalten am Prinzip der drei Finanziers (DFB/DFL, Kommune, Bundesland) unabdingbar, um die Unabhängigkeit der Projekte zu erhalten. Daher begrüßt die BAG ausdrücklich das Bekenntnis des Landes Nordrhein-Westfalen zur Beibehaltung dieses bewährten Modells und kritisiert im Gegenzug abweichende Bestrebungen der niedersächsischen Landesregierung.
Die BAG macht deutlich, dass für sie die Verankerung von Fanprojekten in der Kinder-und Jugendhilfe nicht verhandelbar ist. Das erst kürzlich überarbeitete Nationale Konzept Sport und Sicherheit (NKSS) muss Arbeitsgrundlage der Fanprojekte bleiben.
Umso erstaunlicher ist das aktuell drohende Aus des sozialpädagogischen Fanprojekts am Standort Kaiserslautern. Auch anderen Standorten droht auf Grund der kommunalen Sparauflagen ein ähnliches Schicksal. Dazu BAG-Sprecher Thomas Beckmann: „Hier wäre ein genereller Einstieg des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) in die Fanprojektfinanzierung äußerst sinnvoll.“
Mahnend weist BAG-Sprecher Matthias Stein auf die steigende Personalfluktuation hin: „Die MitarbeiterInnen in den Projekten stoßen zunehmend an die Grenzen ihrer Belastbarkeit. Von den im NKSS vorgesehenen 212 Stellen können derzeit nur 115 (darunter auch viele Teilzeitstellen) besetzt werden. Wir gehen davon aus, dass die erhöhten Zuwendungen hier Abhilfe schaffen.“
Zum Erhalt der ebenso einzigartigen wie vielfältigen Fankultur in deutschen Stadien sowie der Ermöglichung von Teilhabe junger Menschen wie auch Geringverdienender am Ereignis Fußball müssen die Stehplätze als bezahlbare Bereiche wie auch Sozialisationsräume für Jugendliche in den Stadien erhalten bleiben.
Gedankengänge zu einer Verlängerung von Stadionverbotsfristen von maximal drei auf fünf, in Ausnahmefällen gar bis auf 10 Jahre, halten die Mitglieder der BAG für sehr bedenklich. Eine Evaluation des DFB nach der Überarbeitung der Stadionverbotsrichtlinien im Ergebnis des DFB-Fankongresses von 2007 ergab bekanntlich nach der Begrenzung auf maximal 3 Jahre keinen signifikanten Anstieg von Straftaten o. ä. im Umfeld von Fußballspielen.
Die Fanprojekte der BAG ermutigen die unabhängigen Fanorganisationen, am konstruktiven Dialog mit Verband und Liga festzuhalten, und bieten sich an, diese Kommunikation auch weiterhin zu begleiten und zu unterstützen.
Karlsruhe, 06.09.2012
Thomas Beckmann / Matthias Stein
BAG Sprecher